Geistfasten

Der Geist

Der Geist ist Zeit. Die Zeit vergeht – auf einen Augenblick kommt der andere. Nichts bleibt, wie es ist. Der Geist kann sich selbst unmöglich kennen und deshalb ist die Zuschreibung “selbstentfremdet” richtig. Die Selbstkenntnis bzw. Selbsterkenntnis im Geiste ist einfach unmöglich, weil der jetzige, also gegenwärtige Augenblick, sowohl den vergangenen Augenblick, als auch den Augenblick, der nach ihm kommen wird, nicht kennt. 

Das Ich

So identifiziert sich der Geist nach der Laune des Augenblicks – mal erscheint er als dieses, mal als jenes. Sein zufälliges Spiel erfährt der Mensch als das Ich. Obwohl das Ich stets unstet ist, verkennt der Mensch das und haftet an dem Ich fest. Die Anhaftung wird zu seiner Gewohnheit, um nicht zu sagen, zu seiner zweiten Natur. Diese Anhaftung nimmt die Form einer Identifizierung, als z.B.: “Ich bin Das” oder “Ich bin Dies”.Weil das “Ich bin Das” oder “Ich bin Dies” geistige Erscheinungen sind, die nicht wirklich existieren, so wirklich existent bleibt nur die Anhaftung.

Anhaftung

Diese Anhaftung ist die Quelle aller Probleme bei den Menschen. Die stetige Unruhe unseres Geistes überlastet unseren Verstand. Er kann nicht zur Ruhe kommen, solange der Geist unruhig bleibt, wird der Verstand nie zur Ruhe kommen. Die Unruhe im Verstand macht Menschen krank. Will der Mensch gesund bleiben, so muss er die Kunst erlernen, die Ruhe im Verstand während der Unruhe im Geiste aufzubewahren. 

Samadhi

Diese Kunst heißt Zen. Zen bedeutet hier nichts mehr oder weniger, als das Spiel des Geistes durchzuschauen, um die Ich-Anhaftung zu lockern. Wird die Anhaftung ganz losgelassen, so findet Samadhi statt. Der Mensch und das Leben verschmelzen zu einer Ganzheit.

Verstand

Die stetige Unruhe des Geistes überlastet unseren Verstand. Er kann nicht zur Ruhe kommen, solange der Geist unruhig bleibt und er wird nie zur Ruhe kommen. Es bleibt dem Verstand nichts anderes übrig, als eine Kunst zu erlernen, die Ruhe während der Unruhe zu bewahren. Der Verstand ist mit einem Steuermann vergleichbar, der mit einem Schiff durch unruhige Gewässer segelt und sich dabei bemüht, das Steuerrad sicher in den Händen zu halten, um das Schiff nicht zu gefährden. 

Das Ziel der Reise bleibt dabei sekundär- das Primäre ist das Segeln des Schiffes. Das Schiff ist der Mensch und die sichere Hand des Steuermanns ist die Vernunft, die es sicher- weil ruhig segeln lässt.

Reize

Die sinnlichen Reize dieser Welt überfluten den Geist. Er ist mit einem kleinen Kind vergleichbar, das noch sehr unreif ist. Die Reize sind der Fraß des Geistes. Er „frisst“ alles, was er zum Fressen bekommt und er wird nie satt. Für den Geist selbst ist sein Heißhunger kein Problem, er kann so viel fressen, wie er will. Er ist transparent und seine Arbeitskapazitäten sind grenzenlos.

Der Verstand ist im Geist „eingebettet“ und so betrachtet fungiert er als eine „Geist-Filiale“ im menschlichen Körper. Der wesentliche Unterschied zwischen Geist und Verstand liegt in den Arbeitskapazitäten. Diese stehen dem Verstand nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung . Weil dem Geist  körperliche Empfindungen in keinster Weise etwas ausmachen, ist er nicht mitfühlend. Er empfindet keinen Schmerz, kein Leiden und keine Angst- so betrachtet ist er Stumpf.Er nutzt die menschlichen Sinne als Eingangspforte für seine Mahlzeiten. Die Reize, egal welcher Art; visuell, auditiv, olfaktorisch, taktil (Tastsinn Reize), auch unsere Gedanken, sind Futter für den Geist.

Lebensenergie

Unser Verstand und ZNS (Zentralnervensystem) dienen als Übertragungskanal. Die Reize aus der äußeren Welt werden mit seiner Hilfe zum Geist geleitet. So betrachtet ist der Verstand und ZNS eine Art Verdauungstrakt des Geistes, seine Speiseröhre. Jeder weiss aus seiner Erfahrung, dass eine Mahlzeit kurz vorm Schlafengehen, eine Nachtruhe stören kann. Die Aktivierung von Verdauungsprozessen regt die Durchblutung an und wir werden unruhig schlafen. Auch nicht anders wird, wenn wir unsere audiovisuellen Sinne mit späterer Filmvorstellung vorm Schlafengehen füttern würden. Unser Verstand dreht auf 180 und im besten Fall werden wir die Fortsetzung des angeschauten Films im Traum weiter verfolgen können.

Die erholenden Tiefschlafphasen bleiben aus.  Im Verstand, der sich nicht erholen kann (er kann sich nur dann erholen, wenn es ihn nicht gibt, wie z.B. während der Tiefschlafphase), wächst die Unruhe.Je unruhiger er wird, desto mehr Energieressourcen verbraucht er. Dadurch entstehen Lebensenergie-Engpässe im Organismus mit negativen Folgen für andere systemrelevante  Anwendungen, wie  z.B. Selbstregulation, Systemabwehr. Die systemischen Lebensenergie-Engpässe (Lebensenergiemangel) sind Hauptursachen aller Erkrankungen.

Fasten

Je mehr Reize der Geist zum Fressen bekommt, desto hungriger wird er. Zen ist eine Reize-Fasten-Technik zur Zähmung des Geisthungers.

Weil der Verstand der Hauptverbraucher unserer Lebensenergie ist, müssen seine Aktivitäten überwacht und falls nötig aufs Wesentliche eingeschränkt werden. Die natürliche Aufgabe des Steuermanns ist das Steuerrad sicher in den ruhigen Händen zu halten, um das sichere Segeln von Schiff durch die unruhigen Gewässer vom Ozean zu gewähren. Der Verstand muss zur seinem natürlichen Zustand, zur mässigenden Vernunft, zurückfinden.  

Es liegt im Bereich unserer Handlungsmöglichkeiten, dem immer hungrigen Geist für den wir ausschlieeslich sein „Speisetrakt“ sind, es leicht zu machen. Je stärker wir unseren eigenen Reize-Konsum reduzieren, desto enger wird die „Eingansgpforte“ vom „Speisetrakt“ und er verliert seine Interesse an uns. 

Genügsamkeit

Zen ist eine Lebenshaltung der Genügsamkeit- mit dem Wesentlichen auszukommen. Eine Genügsamkeit in den heutigen Zeiten bedeutet keineswegs eine schmerzvolle Entsagung, dogmatische Enthaltung, Askese, Verzicht, etc. Die automatische Reize-Konsum-Funktion wird einfach deaktiviert, indem wir unsere Bedürfnisse jedes mal mittels einfachen und bewussten Hinterfragen zu verifizieren beginnen: Brauche ich dieses oder jenes wirklich? Das muss jedes Mal geschehen, sobald ein Bedürfnis auftaucht.

Der Geist wird bei einem Menschen in Zen-Lebenshaltung „verhungern“ und er wandert dorthin aus, wo es reichlich Reize-Fraß bekommt, wie z.B. zu den Menschen bei denen automatische Reize-Konsum-Funktion aktiv ist. Dazu gehören mit Sicherheit suchtige Menschen. Nicht nur chemische Drogen machen Menschen süchtig- es gibt auch mentale Drogen, wie Erfolg, Glück und Freude, die zur Sucht führen können. Ein Streben nach Erleuchtung kann eine spirituelle Sucht (Suche) auslösen.

Das klingt vielleicht unsozial, wenn wir uns für eine Zen-Lebenshaltung entscheiden würden und den anderen, dem Geisteshunger ausgelifert lassen. Bei einer nüchteren Betrachtung, erkennen wir, dass bei den anderen Menschen können wir sowieso nichts ändern – bei uns selbts desto mehr. Das ist keinerlei ein Egoismus – der Egoismus ist Ich-Anhaftung.         

Ignoranz

Es ist keiner an irgendetwas Schuld – es ist nur einfach so, dass wir uns als Menschen seit mehreren Tausende von Jahren uns auf dem Holzweg befinden. Dieser Holzweg ist die Ignoranz und das römische Gesetz “Ignorantia iuris non excusat oder ignorantia iuris neminem excusat – „Unkenntnis des Gesetzes schützt nicht vor Strafe“. Wegen der Angst vor Bestrafung wagten wir uns nicht zu experimentieren, und versuchten immer, auf sicherem Gewässer zu segeln. 

„Navigare necesse est, vivere non est necesse.“ („Seefahrt tut not, Leben tut nicht not.“) wird zur Maxime von falschen Steuermänner.

Aus uns sind keine echten Steuermänner, die mit ihren ruhigen Händen ihre Schiffe segeln und die sich trauen zu jedem Wetter durch unruhige Ozeane segeln, geworden. Aus uns sind keine echten Steuermänner mit ruhiger Hand geworden, die sich trauen, zu jeder Zeit durch unruhige Ozeane zu segeln. Ich habe hier nicht im Sinne Odyssee-Helden, James Bond Angeber-Typen, oder ähnliches, aber Menschen, die in ihrem Selbst aufrichtig, also “natürlich vernünftig’ bleiben. 

Sei still!

Das Verweilen den echten Steuermänner in der natürlichen Vernunft geschieht in der Stille, die niemals nach außen zur Schau gestellt wird. Vesucht man die Stille nach außen zur Schau zu stellen, wird diese sofort zu Lärm, was ein Schluss mit dem Reize-Fasten bedeuten würde  Das Reize-Fasten ist die Grundlage für den Rückkehr zur natürlichen Vernunft.    

Tödliche Fülle

Der Verstand und sein Inhalt sind nicht voneinander zu trennen. Die „Füllung“ des Verstandes mit dem Inhalt beginnt schon in unserem Babyalter. In der Pubertät platzt der Verstand aus allen Nähten, weil er gigantisch viel Inhalt angesammelt hat und dabei nichts loslassen konnte (weil er das nicht gelernt hat).  Die Selbstmordrate im 15 Lebensjahr steigt dramatisch vom „20“-  auf „172-“, um im Alter von 40 Jahren auf den Wert von „515“-  pro 100.000 Personen hochzuklettern. In Deutschland erfasste man statistisch im Jahr 2022 10119 Suizide. Über 4 Millionen Menschen leiden hierzulande an Depressionen.  

Man könnte vermuten, dass diese steigenden Zahlen umgekehrt proportional zur Abnahme von Kapazitäten im Verstand sind.  Ich bin ziemlich davon überzeugt, dass die Schwelle der Bereitschaft zur Gewaltanwendung mit dem Überschreiten einer Tiefsten-Kapazitätsgrenze im Verstand zu tun hat. Es kommt zu einem Tiefenentladung-Zustand im Verstand (wie bei einer Batterie). Der Verstand spinnt und der Mensch manifestiert das in Form der Gewalt. Gewaltige Menschen spinnen einfach.  Das Problem ist nicht nur der Tiefentladung-Zustand, der durch die Überfülle vom Inhalt bewirkt wird, sondern auch ihre Eigenschaften. 

Help!

Viele Inhaltsstoffe sind per se ein höchst toxischer Müll, den der Verstand unmöglich verdauen kann. Der Ausdruck „das kotzt mich an“ ist ein Hilferuf unseres Verstandes an uns. Er ist proppenvoll und kann nichts mehr fressen. Unser Verstand  kann sich selbst nicht sperren und er muss weiter fressen, weil er nur eine Agenda des Geistes ist.

Es hängt jetzt alles von unserem Bewusstsein ab, ob wir seinen Hilferuf vernehmen und unseren Reiz-Konsum aufs Wesentliche reduzieren. Bei einem Bluthochdruck ist es offensichtlich, dass man z.B. den Salzkonsum herunterfahren sollte. 

Tricksereien

Der ungesättigte Geist frisst Tiktok- oder Facebook-Frass und der Verstand wird immer voller. Damit er in seinen Nähten nicht platzt, was den Menschen verrückt macht, wurden diversen Trainigsmethoden zur Dehnung seiner Kapazitäten eingesetzt. Samurai und Shaolin Kämpfer haben viel meditiert,  um nicht durch die Gewalttaten, die sie verübt haben, wahnsinnig zu werden. 

Der Chef eines Konzerns “lagert” den Inhalt seines Verstandes auf die „lebendige Festplatte“ extern aus, indem er ihn zum Verstand seiner Chefsekretärin weiterleitet.

Meditieren und Yoga gehören zu den populären Trainingsmethoden, die die Kapazitätsgrenze des Verstandes ausdehnen sollen.

Anamnese

Von dem eigentlichen Fehler im System-Mensch, der vor Tausenden von Jahren durch das falsche Abbiegen auf einer Weggabelung entstand, will keiner was wissen. Damals auch einer Weggabelung starb Vernunft und Ignoranz wurde geboren.  

Weil der Verstand alles registriert und an nächste Verstand-Generationen weitergibt, kann die Erinnerung sowohl an den Pfad der Vernunft, als auch an das falsche Abbiegen auf dem Weg der Ignoranz, nicht verloren gehen. Echte Vernunft stirbt nie. Wenn wir uns dem Reiz-Fasten selbst verpflichten, machen wir unseren Verstand wieder lebendig.

Lebendigkeit wirkt wie eine Anamnese 

Das Reiz-Fasten setzt im Verstand die Lebendigkeit frei, was ihm wieder zur Vernunft bringt. Die verblasste Erinnerung an seine Vernunft beginnt wieder zu leuchten und der Steuermann wird aufwachen und nerken, dass er seine Hände nicht am Steuerrad hält und das Schiff segelt führungslos. Er wird das Steuerrad fest in seine ruhigen Hände wieder nehmen und das Schiff nimmt seine Fährt auf.

Zuversicht

Das Leben ist untrennbar vom Menschsein. Das Segeln mit dem Schiff durch den unruhigen Ozean geht weiter, diesmal aber mit Zuversicht. Diese Zuversicht ist das Heilsein vom Leben selbst, dessen Wert (des Heilseins, also Ganzheit vom Leben) auf der wichtigsten Stelle (Supra), noch vor dem Primären (1 als Segeln) ganz am Anfang( Zero=Null) steht. 

Das Kofferwort Supranull bedeutet nicht mehr und nicht weniger als das Heilsein (Ganzheit) vom Leben.

Aus einem falschen Steuermann (auf dem Holzweg), der die falsche Maxime „Navigare necesse est, vivere non est necesse.“ („Seefahrt tut not, Leben tut nicht not.“) folgte, wird ein echter Steuermann für den ab jetzt neue Maxime „Vivere necesse est,  Navigare non est necesse.“ gelten wird. 

Das Leben zuerst

Die kosmische Ordnung (Heilsein) wird wiederhergestellt. Das Leben steht nun über dem Geist und nicht umgekehrt, wie es vor dem falschen Abbiegen war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert